Klimawandel im Weinbau: Wie das Weingut Schloss Proschwitz die Zukunft gestaltet
Die Auswirkungen des Klimawandels stellen den Weinbau vor große Herausforderungen – auch in Sachsen. Bereits jetzt deutet sich ein weiteres Dürrejahr an, was ein durchdachtes Wassermanagement im Weinberg erfordert. Auch der Pflanzenschutz steht unter Druck, denn mit steigenden Temperaturen treten neue Schädlinge auf. Besonders der ökologische Weinbau ist hiervon betroffen, da er ausschließlich auf biologische Stärkungsmittel setzen darf.
Zukunftsorientierte Entscheidungen bei Rebsorten und Technologie
Schon bei der Neupflanzung muss sorgfältig überlegt werden, welche Rebsorten sich eignen – klassische Sorten oder neue, pilzresistente Züchtungen. Technologische Innovationen wie Drohnen für das Monitoring der Reben leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag.
Wie geht das Weingut Schloss Proschwitz mit diesen Herausforderungen um? Thorsten Weickert von SecondRadio begleitete ein Gespräch mit Georg Prinz zur Lippe (Inhaber), Betriebsleiter Björn Probst und Martin Schieck von der Universität Leipzig über Strategien und Erfahrungen mit neuen Technologien.
Interview zur Pressekonferenz auf Schloss Proschwitz hier
Biologischer Anbau mit ganzheitlichem Ansatz
Seit Jahren stellt sich das Weingut konsequent auf den biologischen Anbau ein. Das betrifft nicht nur die Anbauweise, sondern auch Pflanzenschutz und Technik. Drohnen, Sensorsysteme an den Reben und Prognosemodelle im Rahmen von Smart Farming sind fester Bestandteil der Arbeit. Ziel ist nicht nur betriebswirtschaftliche Nachhaltigkeit, sondern auch eine stetige Verbesserung der Weinqualität.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Boden: Durch gezielte Tiefenlockerung und die Einsaat vielfältiger Begrünung werden Kleinbiotope geschaffen, die Wasserspeicherfähigkeit erhöht und Erosion verhindert. Gleichzeitig wird das Wurzelwachstum der Reben gefördert, indem sie in moderater Konkurrenz zur Begrünung stehen.
Bei der Sortenwahl stehen Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten und Klimastress im Vordergrund. Neue Rebsorten wie Merlot Khorus und Sauvignac setzen sich zunehmend durch. Diese sogenannten „Zukunftsreben“ ermöglichen eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Kupfer und Schwefel im Pflanzenschutz.
Ergänzt wird dieser Ansatz durch natürliche Stärkungsmittel wie Ackerschachtelhalm, Schafgarbe, Baldrianblüten sowie Algen- und Knoblauchextrakte. Damit nimmt Schloss Proschwitz eine Vorreiterrolle in Deutschland ein – und erfüllt den Wunsch vieler Kundinnen und Kunden nach biologisch und nachhaltig erzeugtem Wein, möglichst ganz ohne klassischen Pflanzenschutz.
Forschungspartnerschaft mit der Universität Leipzig
Bereits seit fünf Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig im Bereich Smart Farming. Im gemeinsamen Projekt EXPRESS werden umfassende Daten zur Rebenentwicklung und Krankheitsdynamik gesammelt. Diese fließen in ein Monitoring-System ein, das fundierte Entscheidungen über Maßnahmen im gesamten Vegetations- und Ruhezyklus ermöglicht. Auch der Einsatz von Drohnen zur Ausbringung biologischer Pflanzenschutzmittel wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Jahrgang 2024: Ein Jahr der Extreme – und eine besondere Antwort
Auch der aktuelle Jahrgang zeigt, wie sehr der Klimawandel den Weinbau beeinflusst. Durch starke Spätfröste wurde der Austrieb in den Weinbergen fast vollständig zerstört. Die Erntemenge lag bei weniger als einem Viertel einer normalen Lese. Besonders hart traf es die Burgundersorten.
Um dennoch einen Wein mit dem Charakter des Hauses anbieten zu können, wurde eine Kooperation mit dem befreundeten VDP-Weingut Bercher (Baden) eingegangen. Dort wurde mit eigener Lese und in einem gemieteten Weinkeller ein Wein gekeltert, der sowohl qualitativ als auch geschmacklich dem Anspruch von Schloss Proschwitz gerecht wird.
Das Ergebnis ist eine einmalige Sonderedition mit dem Namen „Die Eisheiligen“ – ein Wein, der die Herausforderungen des Jahres 2024 im Glas erzählt. Er steht sinnbildlich für Widerstandsfähigkeit, Innovationsgeist und die Fähigkeit, auch unter extremen Bedingungen Qualität zu liefern.
Auch die Kritiker zeigen sich weiterhin überzeugt von der Qualität der Proschwitzer Weine.
Der renommierte Online-Weinführer Wein-Plus.de, einer der einflussreichsten Weinkritiker Deutschlands, hat die aktuelle Kollektion des Weinguts anlässlich der Mainzer Weinbörse als „Kollektion des Jahres in Sachsen“ ausgezeichnet.
Ein weiterer prestigeträchtiger Erfolg für das Weingut Schloss Proschwitz – und ein deutlicher Beweis dafür, dass es seinen eigenen hohen Qualitätsansprüchen konsequent gerecht wird.
Fotos: Thorsten Weickert